Gedicht | Morgenstern: Nun wollen wir uns still die Hände geben

Symbolbild: Hände (c) sweetlouise
Symbolbild: Hände (c) sweetlouise

 

Von Christian Morgenstern, 1871-1914.

Nun wollen wir uns still die Hände geben

Nun wollen wir uns still die Hände geben
und vorwärts gehen, fromm, fast ohne Zagen,
und dieses größte Lebenswagnis wagen:
Zwei miteinander ganz verschlungne Leben.

Und wollen unermüdlich weiterweben
an den für uns nun völlig neuen Tagen
und jeden Abend, jeden Morgen fragen,
ob wir auch ganz ein Ringen und ein Streben.

Auch ganz ein unersättlich Langen, Dürsten,
im Maß des Körperlichen, das uns eigen,
uns immer geistiger emporzufürsten:

Daß wir wie eines Pfeiles Schaft am Schlusse,
ineinsverflochten und in einem Schusse,
ein neues Reich höhrer Geburt ersteigen.

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