
Von Willy Meurer (1934 – 2018), deutsch-kanadischer Kaufmann, Aphoristiker und Publizist.
Vorurteile
Nichts ist im Leben wirklich wichtig.
Mal ist was falsch – mal ist was richtig!
Der einzig kleine Unterschied:
Durch welche Brille man es sieht
Um einen andern zu verstehn,
muß man ihn erst mal richtig sehn!
Man urteilt schnell – nur so von außen
und läßt die Fairneß gerne draußen
Manch Urteil ist mehr schlecht als recht!
Man selbst hält sich für gut und echt,
Die Bösen, das sind nur die andern
da wir den Pfad der Tugend wandern!
Doch, wenn wir einmal in uns gehen
und richtig in den Spiegel sehen,
geh’n mit uns selbst mal ins Gericht:
Dann seh’n wir unser wahr‘ Gesicht!
Auch wir haben Narben, Beulen, Falten,
die wir vom Lebenskampf erhalten.
Wir waren auch nicht stets die besten,
und mancher Fleck ziert uns’re Westen!
Wir nehmen manchmal uns zu wichtig,
urteilen falsch – und selten richtig.
Der einzig kleine Unterschied:
Durch welche Brille man es sieht!
Und die Moral von dem Gedicht:
Verurteil‘ Deinen Nächsten nicht!
Denn ob wir tadeln oder loben:
Das letzte Urteil kommt von oben!