Goethe: Römische Elegien, 18. Elegie

Statuen von Goethe und Schiller (rechts)
Statuen von Goethe und Schiller (rechts)

 

Johann Wolfgang von Goethe, 1749 – 1832.

Römische Elegien

18. Elegie

Eines ist mir verdrießlich vor allen Dingen, ein andres
Bleibt mir abscheulich, empört jegliche Faser in mir,
Nur der bloße Gedanke. Ich will es euch, Freunde, gestehen:
Gar verdrießlich ist mir einsam das Lager zu Nacht.

Aber ganz abscheulich ist’s, auf dem Wege der Liebe
Schlangen zu fürchten, und Gift unter den Rosen der Lust;
Wenn im schönsten Moment der hin sich gebenden Freude
Deinem sinkenden Haupt lispelnde Sorge sich naht.

Darum macht Faustine mein Glück, sie teilet das Lager
Gerne mit mir, und bewahrt Treue dem Treuen genau.
Reizendes Hindernis will die rasche Jugend; ich liebe,
Mich des versicherten Guts lange bequem zu erfreun.

Welche Seligkeit ist’s! wir wechseln sichere Küsse,
Atem und Leben getrost saugen und flößen wir ein.
So erfreuen wir uns der langen Nächte, wir lauschen,
Busen an Busen gedrängt, Stürmen und Regen und Guß.

Und so dämmert der Morgen heran, es bringen die Stunden
Neue Blumen herbei, schmücken uns festlich den Tag.
Gönnet mir, o Quiriten! das Glück, und jedem gewähre
Aller Güter der Welt erstes und letztes der Gott!

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