Minimalismus im Marketing

Kristina Kral Minimalismus im Marketing Daniel Nebreda Pixabay
Symbolbild zu Minimalismus

[Unbeauftragte unbezahlte Werbung.]

Minimalismus im Marketing stellt einen hohen Anspruch an die Identität der Marke bzw des Unternehmens, an die Klarheit über die Zielgruppe und die Kommunikation der Werbebotschaft.

Reizüberflutung durch Werbebotschaften

In der heutigen Welt, im Zeitalter des Internets und der Globalisierung, werden wir dauernd mit Informationen überflutet; sie sind immer und überall präsent und verfügbar; uns wird ein stetiger Konkurrenzkampf ermöglicht. Auf uns wird ständig eingewirkt.

Es ist mittlerweile eine kleine Kunst, das für sich Relevante zu filtern und sich vom Rest abschotten zu können.

In dieser bunten, überladenen Welt sehnen wir uns nach Klarheit, möglichst auf uns zugeschnittene Informationen und Einfachheit. Ständig vergleichen zu wollen, das Neueste haben wollen, mitziehen zu wollen… Das alles ist eine Dynamik die naturgemäß kein Ende haben kann. Man kann sich wie fremdgesteuert fühlen, wenn man sein Bewusstsein nicht dauernd schärft und in sich gefestigt ist.

Werbung ist Kommunikation und Psychologie

Vor allem Werbebotschaften sind unvermittelt und überall;

  • im Radio, das man morgens beim Zähneputzen hört,
  • im Mail-Postfach, das man jeden Tag öffnet,
  • in der App, in die man die Nährwerte seines Mittagessens eingibt,
  • auf der Reklametafel, an der man auf dem Weg zur Arbeit vorbeifährt,
  • im Briefkasten, den man beim nach Hause Kommen leert…

Überall. Ständig. Manchmal ist Werbung penetrant, manchmal penibel ausgefeilt und spitzfindig.

Klarheit über uns selbst und unsere Bedürfnisse – Was mag und brauche ich tatsächlich? – ist notwendig, um in diesem schillernden, nach Aufmerksamkeit schreienden Informationsdschungel die Orientierung behalten zu können.

Wer hat das paradoxerweise für sich entdeckt? Die Marketingindustrie.

Minimalismus in der Werbung arbeitet mit einer auf den Punkt gebrachten Botschaft für eine Käuferschaft, die der Marketer ganz klar benennen kann.

Bei den nachfolgend aufgelisteten Beispielen ist das gelungen:

Minimalismus bei „The Row“

Zur Unternehmensseite: TheRow.com

„The Row“ ist ein 2006 von Ashley und Mary-Kate Olsen gegründetes Unternehmen für exklusive Herren- und Damenmode und Accessoirs in gehobener Preisklasse. Ein Mantel soll um die 5.000 Dollar kosten, eine Hose 1.000 Dollar.

Auf der Webseite selbst (vgl. Bildschirmfoto) ist der Preis der Produkte gar nicht gelistet, jedoch ein Link zu einem Eingabeformular, mit dem ein Termin in einem der lediglich zwei Shops in Los Angeles oder New York vereinbart werden muss.

Identität

Welches Unternehmen kann sich solch einen Internetauftritt und gleichzeitig den Verzicht auf den Verkauf über einen eigenen Online-Shop leisten? Nur ein Unternehmen mit einer stabilen Identität, das seine Klientel genau kennt. Die Produkte haben sicher eine sehr hohe Marge. Die Waren werden online nur über Händler verkauft, womit der Online-Verkaufsprozess und das Inkasso so komplett ausgelagert wird.

Zielgruppe

Ein vermögender Mann hat mir einmal erzählt, dass seine Exfrau so etwas geliebt hat; Im Internet gab es die Produkte zu einem Bruchteil des Preises im Laden, aber die Exfrau wollte unbedingt dieses Kauferlebnis – im Geschäft hofiert werden, das Produkt vor anderen Frauen in einer teuren Verpackung überreicht bekommen und damit aus dem Laden heraus stolzieren.

So kann man Geld natürlich auch vernichten.

Werbebotschaft

Wir kaufen bei uns mit dem Produkt exquisite Qualität, Service und Prestige.

Kristina Kral Bildschirmfoto (c) The Row Shop
Bildschirmfoto (c) The Row

Die Marke „The Row“ tritt in den sozialen Medien stark minimalistisch auf; Sie ist nur bei Instagram (@TheRow) vertreten und „leistet“ es sich somit demonstrativ, die KundInnen ausdrücklich nicht dort abzuholen, wo sie sich ebenfalls zu Milliarden tummeln: Twitter, Facebook, Pinterest, etc., obwohl bei dieser hohen Produktmarge ohne Weiteres ein Top Social Media Manager leistbar wäre.

Minimalismus bei Kylie Cosmetics

Zur Unternehmensseite: KylieCosmetics.com

Die Milliardenunternehmen des [Kylie] Jenner/Kardashian-Clans verkaufen derweil ihre Produkte alle exklusiv über ihre eigene Homepage, einige wenige Stores und einen Kylie-Truck, wobei außer den Produkten des Clans keine anderen angeboten werden.

Identität

Die Sparten des Unternehmens sind klar definiert: Im Fall von Kylie Cosmetics ist es dekorative Kosmetik und Zubehör.

Vermarktet werden die Produkte maßgeblich durch die (Personenmarken der) Kardashian/Jenner-Schwestern und deren Social Media Auftritte (z. B. Twitter von Kylie Jenner: @KylieJenner) selbst.

Zielgruppe

Die Zielgruppe ist jung und weiblich und verbindet Erfolg und Freiheit mit Begehrtsein und Ästhetik.

Werbebotschaft

Fall auf! Sei begehrenswert! Zelebriere deine Eigenheit und Vielfalt!

Kristina Kral Bildschirmfoto (c) Kylie Jenner KylieCosmetics
Bildschirmfoto (c) Kylie Jenner – KylieCosmetics.com

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